Tagträumereien lohnen nicht

tagtrauumereien-lohnen-nichtMan ahnt nichts Böses, ist nur einmal kurz mit den Gedanken woanders, sieht den vorbei ziehenden Wolken vor dem Fenster hinterher oder geht im Kopf noch einmal die Einkaufsliste für später durch: Schon ist es passiert, man erwacht aus seinem Tagtraum. Bemerkt, dass man sich noch auf der Arbeit befinden, genauer gesagt auf dem Dach eines gerade entstehenden Hauses. Man schaut auf seine Hand und sieht einen großen Nagel, der diese wunderschön glatt den vor einen liegenden Balken befestigt hat. Ehe man realisiert, was hier gerade eigentlich passiert ist, eilt der nächste Kollege herbei und fragt ständig nach dem Befinden. Alles um einen herum wirkt so irreal, als wäre man noch in dem Tagtraum von eben. Die Hand blutet stark, tut aber nicht weh. Die Kollegen rennen hektisch auf und ab, einer bringt Verbandszeug und deckt notdürftig alles ab.

Richtig zu mir kam ich erst wieder im Krankenhaus, als die Wunde vernäht war. Erst dort realisierte ich erst richtig, was eigentlich geschehen war. Ich hatte mir aus Unachtsamkeit die Hand mit meiner Druckluftnagelpistole am Dachbalken festgetackert. Mein Kollege hatte mich daraufhin in die Unfallambulanz gebracht, wo die Wunde versorgt wurde.
Später am Abend, als ich wieder zuhaus war, versuchte ich mich genauer an den Tathergang zu erinnern, aber es gelang mir nicht. Das einzige,was mir noch in den Kopf kam, waren die Worte, die mein Kollege im Krankenhaus als erstes einem Sanitäter im Eingangsbereich zubrüllte: “Arbeitsunfall Kiel”. So sehr ich es auch versuchte, der Rest dieses Tages war wie aus dem Gedächtnis gelöscht.