Eine einheitliche Sprache in der Industrie…Chancen oder reine Utopie?

eine-einheitliche-sprache-in-der-industrieDie Arbeit, die in ein neues Produkt gesteckt werden muss, ist in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Waren früher nur einzelne Abteilungen separat daran beteiligt, müssen sie heute zusammen arbeiten. Sie tauschen sich untereinander aus, um das bestmögliche Produkt mit der meisten Kundenzufriedenheit zu erschaffen. Dazu müssen Abteilungen der Softwareentwicklung, mechanische Konstruktion, Produktionsprozessplanung, elektronische Entwicklung und Qualitätsmanagement eng miteinander zusammenwirken. Um diesen Prozess zu vereinfachen wäre eine System von Vorteil, welches es erlaubt auf bekannte Qualitäts- und Entwicklungsmethoden zurück zugreifen.

Um eine adäquate Lösung zu finden, ist oftmals eine schritthafte Annäherung nötig. Nichts klappt auf Anhieb, sondern muss zuerst genauestens geplant werden und dann getestet. Einige Ideen mögen dabei auf dem Papier sinnvoll erscheinen, stellen sich im Anwendungsfall jedoch als völlig hinderlich heraus. Diese Fehler gilt es zu finden und mit entsprechenden Maßnahmen zu kompensieren oder ganz zu entfernen.

Damit jedoch nicht alles immer gleich verworfen wird, werden sogenannte Milestones gesetzt. Es sind Ziele, die erreicht werden müssen, um ab da an weiter zu arbeiten. Durchgängige Qualitätskontrollen überprüfen diese Erreichung und geben entweder den Weg zur nächsten Ebene frei oder fordern Verbesserungen. Welchen Anforderungen das Produkt dabei stand halten muss, hängt dabei einerseits vom Produzent und andererseits von gegebenen Normen ab.

Innerhalb eines Unternehmens mag dieses Unterfangen schon schwierig genug sein. Denkt man jedoch an den Weltmarkt und die vielen Kooperationen, scheint es schier unmöglich. Ein durchgängige Transparenz und Synchronisierung mit weit entfernten Partnerunternehmen, wie soll das funktionieren?

Die deutsche Bundesregierung hat hierzu einen Vorschlag, der sich „Industrie 4.0“ nennt. Dieses Projekt soll bewirken, dass auch deutsche Unternehmen in Zukunft am Weltmarkt wettbewerbsfähig bestehen können. Grundsätzlich geht es darum, dass die
Informatisierung der Industrie vorangetrieben werden soll, indem der komplexe Produktentstehungsprozess kontrollierbar gemacht wird.

Die Theorie klingt schon recht gut und auch vielversprechend, doch praktisch stellen sich einige Hindernisse in den Weg. So sind in den vielen Unternehmen unterschiedliche Arten von Daten und deren Verarbeitung verbreitet. Hier scheint fast jedes Unternehmen auf ein anderes System zurückzugreifen, was eine Vernetzung schier unmöglich macht. Jeder Fachbereiche hat die für ihn individuellen und bestmöglichen Lösungen entwickelt. Identische Methoden und Vorgehensweisen sieht man nur selten, auch herrschen oftmals eigens kreierte Datenbanken vor, die kaum bis gar nicht untereinander kompatibel sind. Hieraus Zusammenhänge zu erkennen, ist auf diese Art enorm erschwert. Industrie 4.0 fordert nun eine Durchgängigkeit aller Informationen, Daten und Aktivitäten während der Entwicklung.

Was erfolgreiche Unternehmen angeht, so haben sie diesen Trend schon längst vollzogen. Sie behaupten sich durch wertvolle Produkte am Markt. Das steigert die Kundenzufriedenheit und kompensiert dadurch die erhöhten Produktionskosten. Erhöhte daher, da die Entwicklungszeiten verlängert werden, um ein möglichst zufriedenstellendes Produkt zu entwickeln. Hierzu müssen effektive Produktentwicklungs- und Qualitätsmanagementmethoden herangezogen werden, die Zeit in Anspruch nehmen. Sie stammen dazu aus unterschiedlichen Bereichen und müssen immer zur rechten Zeit am rechten Ort eingesetzt werden – eine Art Baukasten mit verschiedenen Modulen. Er beinhaltet alles das, was man zur Entwicklung eines neuen Produktes braucht und unterstützt einen dabei.

Zu Beginn sind hier die Anforderungen, die es zu verstehen, nach Wichtigkeit zu sortieren und anschließend auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen gilt. Hierzu lassen sich verschiedene Methoden heranziehen, die aber alle unbedingt von einem einheitlichen Datenbankkonzept begleitet werden sollten – eine einheitliche Sprache, die alle an der Entwicklung Beteiligten beherrschen. So lassen sich spielend leicht Zusammenhänge herstellen und einzelne Teile miteinander verknüpfen. Eine Art Datenbank mit allen Methoden, Modellen, Projekten und gesammelten/benötigten Daten erleichtert zudem den Produktionsprozess zu vereinfachen. Hier kann sich jeder die für ihn brauchbaren Elemente herausnehmen und damit arbeiten. Zusammenhänge zu anderen Teilaspekten sind ersichtlich und können in die Arbeit miteinbezogen werden. Auch Änderungen werden frühzeitig erkannt und bedacht. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass alle Dokumente zu jeder Zeit aktuell sind.

Industrie 4.0 legt großen Wert darauf, dass der Produktentwicklungsprozess möglich effizient von statten geht. Dazu müssen die Modelle einfach zu handhaben sein und mit einer FMEA Analyse verbunden werden. Nötige Methoden können aus dem Baukasten ganz einfach entnommen und gegebenenfalls individuell auf den Einzelfall angepasst werden. Hierbei ist es egal, in welcher Branche man tätig ist und an was man gerade arbeitet. Wichtig ist einzig und allein die gemeinsame Basis, auf der alles andere aufbaut.

Um mit den Attributen arbeiten zu können, haben verschiedene Analyse-Tools Zugriff auf sie und können diese importieren. Dabei können Dokumentenmanagement, Baselines, Dashboards und Berechnungen von Sicherheitsmetriken und Kosten konsolidierte Analysen über den gesamten Lebenszyklus des Produktentstehungsprozesses liefern. Auf diese Weise lässt sich für Produkte und Prozesse die Reifegradabsicherung wesentlich simpler gestalten. Das Zusammenarbeiten verschiedener Abteilungen mit einem gemeinsamen Produktmodell, kommt mit der Verknüpfung von Qualitäts- und Entwicklungsmethoden wie von selbst. Dem Entstehen fehlerhafter Daten, die durch parallele Arbeitsschritte entstehen, wird so vorgebeugt.

Was die Zukunft des Engineering betrifft, so werden Vernetzungen eine größer werdende Rolle spielen. Dazu werden innovative und integrierte Herangehensweisen, die der fortlaufenden Komplexität in Entwicklungsprozessen gewachsen sind, von Nöten sein. Das Hauptziel, geringerer Ressourceneinsatz bei effizienterer Reifegradsteuerung und höherer Prozesssicherheit, muss dabei stets im Auge behalten werden. Die zur Hilfenahme eines Methodenbaukastens kann dabei die Grundlage bilden, eine bis dato unerreichte Daten- und Modellkonsistenz zu schaffen.